Ursachen der Demenz

Demenz ist ein Zustand beeinträchtigter Gesundheit, der durch verschiedene Krankheiten hervorgerufen wird. Die häufigsten Ursachen sind Erkrankungen des Gehirns, bei denen Nervenzellen durch neurodegenerative Prozesse allmählich verloren gehen oder durch Gefäßveränderungen nicht mehr ausreichend mit Energie versorgt werden.

Neurodegenerative Krankheiten

Die Hauptursachen für Demenz sind neurodegenerative Erkrankungen des Gehirns, bei denen die Nervenzellen allmählich absterben. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form, gefolgt von der Frontotemporalen Demenz, der Lewy-Körperchen-Demenz und der Parkinson-Demenz. Bei diesen Erkrankungen kommt es zu einer fehlerhaften Proteinverarbeitung in den Nervenzellen, wodurch sich veränderte Proteine innerhalb und außerhalb der Zellen ablagern und die Funktionsfähigkeit der Nervenzellen beeinträchtigen.

Alzheimer-Krankheit

Die Alzheimer-Krankheit ist eine Erkrankung des Gehirns, die durch Veränderungen in zwei bestimmten Proteinen gekennzeichnet ist. Diese Veränderungen beeinträchtigen die Funktion der Nervenzellen und führen zu deren Absterben. Besonders betroffen sind der Schläfen- und der Scheitellappen des Gehirns.

Die beiden betroffenen Eiweiße sind β-Amyloid, das sich außerhalb der Nervenzellen zu Flecken (Plaques) zusammenlagert, und Tau, das sich innerhalb der Nervenzellen zu so genannten Neurofibrillenbündeln (Girlanden) zusammenlagert. Die Alzheimer-Krankheit entwickelt sich über viele Jahre, lange bevor die ersten Symptome auftreten. Sie beginnt mit der Ablagerung von β-Amyloid und führt später zu einer verminderten Aktivität im Gehirn, die mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) sichtbar gemacht werden kann. Dieser Prozess führt zu einer Schrumpfung des Gehirns, insbesondere des Hippocampus, was mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) nachgewiesen werden kann. Die Schrumpfung des Hippocampus wirkt sich negativ auf das Gedächtnis aus.

Frontotemporale Degenerationen:

Frontotemporale Degenerationen sind verschiedene Erkrankungen des Gehirns. Sie unterscheiden sich in den Symptomen, die sie verursachen, und in der Art und Weise, wie sie das Gehirn beeinflussen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie nur die vorderen Teile des Gehirns betreffen, wie das Stirnhirn und den vorderen Teil des Schläfenlappens. Die Veränderungen, die bei diesen Krankheiten auftreten, betreffen verschiedene Proteine, von denen eines Tau genannt wird.

Lewy-Körperchen-Krankheit:

Bei den Lewy-Körperchen-Krankheiten, zu denen auch die Parkinson-Krankheit gehört, bilden sich in den Nervenzellen, vor allem im hinteren Teil des Gehirns, runde Ablagerungen, die so genannten Lewy-Körperchen. Diese Ablagerungen bestehen aus einem normalen Zellprotein namens α-Synuklein. Die genauen Ursachen dieser Proteinprobleme sind nicht vollständig bekannt, könnten aber genetische Faktoren und Schwierigkeiten beim Abtransport von Abfallprodukten aus dem Gehirn einschließen.

Zerebrovaskuläre Krankheiten

Die zweithäufigste Ursache für Demenz sind zerebrovaskuläre Erkrankungen, die die kleinen Blutgefäße im Gehirn betreffen. Diese Blutgefäße versorgen das Gehirn mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen. Ablagerungen oder Blutgerinnsel in den Gefäßwänden stören die Energieversorgung der Nervenzellen und treten häufig gemeinsam mit der Alzheimer-Krankheit auf.

Es gibt verschiedene Formen der zerebrovaskulären Demenz:

  1. Veränderungen an kleinen Blutgefäßen des Gehirns, die allmählich die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
  2. Mehrere kleine Hirninfarkte, die sich als aufeinander folgende Schlaganfälle manifestieren und zu einer "Multi-Infarkt-Demenz" führen, bei der die geistige Leistungsfähigkeit allmählich abnimmt.
  3. Einzelne Hirninfarkte an wichtigen Stellen, die wie Schlaganfälle plötzlich auftreten.
  4. Blutungen im Gehirn oder chronische Durchblutungsstörungen, häufig durch Verengung der Halsgefäße.

Potenziell behebbare Ursachen der Demenz

Nur selten (weniger als 2 %) sind Demenzen behandelbar. Zu den behandelbaren Ursachen gehören:

Normaldruckhydrozephalus: Flüssigkeitsansammlung im Gehirn, die zu Symptomen wie Harninkontinenz, Gangstörungen und Demenz führen kann.

Unterfunktion der Schilddrüse; Überfunktion der Nebenschilddrüse: Ein Mangel oder Überschuss an Schilddrüsenhormonen kann Gedächtnisstörungen und andere Symptome verursachen.

Exzessiver Alkoholmissbrauch: Chronischer Alkoholkonsum kann das Gehirn schädigen und das Demenzrisiko erhöhen.

Vitaminmangel: Ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure kann zu Anämie, Nervenschäden und kognitiven Störungen führen

Depressionen: Depressionen sind ein Risikofaktor für Demenz, möglicherweise aufgrund von Veränderungen der Hirngefäße und Stresshormonen.

Die Erkennung und Behandlung der zugrunde liegenden Ursache kann die Demenzsymptome verbessern oder sogar rückgängig machen.

Die Lokalisation bestimmt das klinische Bild

Die verschiedenen Teile des Gehirns haben unterschiedliche Funktionen. Daher hängen die Symptome einer Demenz von der Lokalisation der zugrunde liegenden Hirnerkrankung ab. Die Lokalisation in einem bestimmten Teil des Gehirns führt zu einem spezifischen Krankheitsbild der Demenz.

Risiko- und Schutzfaktoren

Die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken, wird von vielen Faktoren beeinflusst. Einige davon sind nicht beeinflussbar, wie das Alter und erbliche Risikofaktoren. Dazu gehören sehr seltene Mutationen bestimmter Gene mit starker Wirkung (die Mutation löst die Krankheit aus) und häufige Varianten von Genen mit schwacher Wirkung (die Variante erhöht lediglich die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit auftritt). Bei etwa einem Viertel der Bevölkerung ist mindestens ein Fall von Demenz in der Familie bekannt. In diesen Familien ist das Risiko für Familienmitglieder, an Demenz zu erkranken, etwa doppelt so hoch (20%) wie im Durchschnitt der Bevölkerung (10%).

Glücklicherweise sind viele Risikofaktoren für Demenz beeinflussbar. Dazu gehören medizinische Faktoren wie Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht und Depressionen sowie Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel, Rauchen und ein niedriges Bildungsniveau. Erfreulicherweise gibt es auch Schutzfaktoren wie körperliche und geistige Aktivität, die das Demenzrisiko verringern.

Begleitkrankheiten

Da die meisten Menschen mit Demenz einer höheren Altersgruppe angehören, besteht bei ihnen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass neben der Demenz mehrere, oft chronische Gesundheitsstörungen vorliegen. Diese müssen angemessen behandelt werden, um die kognitiven und alltagspraktischen Einschränkungen so gering wie möglich zu halten, Verhaltensänderungen zu vermeiden oder abzumildern und eine zufriedenstellende Lebensqualität zu erhalten. Eine Demenzerkrankung kann die Behandlung dieser Begleiterkrankungen erschweren und die Fähigkeit einer Person einschränken, mit gesundheitlichen Problemen umzugehen.

Einige körperliche Probleme treten bei Menschen mit Demenz häufiger auf als bei gleichaltrigen Erwachsenen ohne kognitive Einschränkungen. Dazu gehören Stürze, Delirium (akute Verwirrtheitszustände), epileptische Anfälle, Gewichtsverlust, Mangelernährung, Typ-2-Diabetes, Inkontinenz, Schlafstörungen, Zahnprobleme, beeinträchtigte Sexualfunktion und Gebrechlichkeit. Etwa 25 % der Demenzkranken leiden an einer behandlungsbedürftigen Depression.

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