Rechtzeitige Diagnose

Wann ist die Diagnose rechtzeitig?

Die Diagnose kann als rechtzeitig bezeichnet werden, wenn sie zu einem Zeitpunkt im Verlauf einer Demenzerkrankung gestellt wird, zu dem die Betroffenen und ihre An- und Zugehörigen erste Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten, der Alltagsaktivitäten, des Verhaltens und/oder der zwischenmenschlichen Beziehungen bemerken, sich Sorgen machen und ärztlichen Rat und Hilfe suchen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Informationen, die sie durch die Diagnose erhalten, nützlich, um zu verstehen, was vor sich geht, ihre Lebensgewohnheiten anzupassen und ihre Zukunft zu planen.

Derzeit wird die Diagnose in vielen Fällen verspätet oder erst im Stadium einer mittelschweren oder schweren Demenz gestellt. Wichtige Gründe dafür sind zum einen das geringe Wissen der Öffentlichkeit über die frühen Anzeichen von Demenz, die Verleugnung von Problemen durch Menschen mit Demenz und andere Abwehrmechanismen, Bedenken von Mediziner:innen wegen der Unsicherheit der Diagnose, begrenzte therapeutische Möglichkeiten, die emotionale Belastung der Angehörigen sowie falsche Vorstellungen über die Alzheimer-Krankheit und andere Ursachen von Demenz.

Um die derzeitige Praxis zu ändern und eine rechtzeitige Diagnose zu ermöglichen, ist es notwendig, das Bewusstsein der Öffentlichkeit, aber auch der Fachkräfte für die ersten Symptome einer Demenz zu schärfen und das Wissen der Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialwesen über die Vorteile einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung zu verbessern. Darüber hinaus soll die Akzeptanz von Betroffenen und ihrem sozialen Umfeld in der Öffentlichkeit gefördert werden.

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Eine rechtzeitige Diagnose findet so früh wie möglich statt.

Was sind die Vorteile einer frühzeitigen Diagnose?

Eine frühzeitige Diagnose bietet viele Vorteile für Menschen mit Demenz, pflegende Angehörige, Fachkräfte im Gesundheits- und Sozialwesen und für die Gesellschaft insgesamt. Sie kann Unsicherheit und Angst bei Menschen mit Gedächtnisproblemen und ihren Familien verringern. Eine frühzeitige Untersuchung ermöglicht auch die Erkennung und Behandlung alternativer oder zusätzlicher Ursachen für Gedächtnisstörungen und Verhaltensänderungen (z. B. Depressionen, Angstzustände, Schlafmangel) sowie die Erkennung von Gesundheitsstörungen, die ein sofortiges Eingreifen erfordern (z. B. Delirium, Überdosierung). Es hilft auch, die Verschreibung von Medikamenten zu vermeiden, die die kognitiven Fähigkeiten weiter verschlechtern.

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Eine frühzeitige Diagnose bietet Vorteile für Menschen mit Demenz, ihre An- und Zugehörigen und die Fachkräfte.

Quellen und weiterführende Literatur

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