Umgebungsgestaltung und technische Hilfen

Warum ist die physische Umgebung für Menschen mit Demenz wichtig?

Demenz geht mit fortschreitenden Einschränkungen vieler Funktionen einher. Dazu gehören Gedächtnis, Wahrnehmung, Orientierung, Planung, Organisation, Ausführung und Kontrolle von Handlungen sowie Kommunikation. Idealerweise sollte die Umwelt so gestaltet sein, dass sie Defizite ausgleicht, größtmögliche Selbständigkeit ermöglicht und die persönliche Identität fördert. Von besonderer Bedeutung sind Umweltmerkmale wie Beleuchtung, Geräuschpegel, Temperatur, Übersichtlichkeit, Anregungsniveau und Orientierungshilfen.

Was bewirkt eine demenzgerechte Umgebung?

Eine demenzgerechte Umgebungsgestaltung hat eine Reihe von positiven Auswirkungen auf:

  • Verbesserung der Lebensqualität.
  • Erleichterung der zeitlichen und räumlichen Orientierung.
  • Unterstützung sinnvoller Tätigkeiten.
  • Förderung sozialer Kontakte.
  • Verminderung von Verhaltensänderungen wie Angst oder Unruhe.

Wie sieht eine demenzgerechte Architektur und Gestaltung aus?

Eine demenzgerechte Architektur und Umgebungsgestaltung basiert auf einigen einfachen Prinzipien und sollte sich an den Bedürfnissen der Betroffenen und An- und Zugehörigen und den Verlauf der Erkrankung orientieren. Ein demenzfreundliches Gebäude oder eine demenzgerechte Wohnung sollte folgende Merkmale aufweisen:

  • Eine selbsterklärende, leicht verständliche Struktur.
  • Ein kontrolliertes Maß an Hintergrundgeräuschen und visuellen Reizen.
  • Angemessene Beleuchtung und Farbkontraste.
  • Einzelne Räume mit individuellem und wohnlichem Charakter.
  • Möbelstücke und andere Gegenstände mit Bezug zur Person.
  • Spezielle, leicht erkennbare Räume für bestimmte Aktivitäten, z. B. Kochen oder Spielen.
  • Kurze Flure und wenige Entscheidungspunkte.
  • Gut sichtbare und einfach zugängliche Toiletten.
  • Leicht zugängliche und sichere Außenbereiche.

Vorschläge für Veränderungen innerhalb der Wohnung

Es ist nicht ratsam, größere Veränderungen in der Wohnung über Nacht vorzunehmen. Die vertraute Umgebung ist für Menschen mit Demenz wichtig, damit sie sich zu Hause fühlen. Einige einfache Maßnahmen, die nicht teuer sein müssen, können einer Person mit Demenz dabei helfen, weiterhin unabhängig in der eigenen Wohnung zu leben.

  • Sorgen Sie für eine gute Beleuchtung, vor allem im Treppenhaus, im Bad und in der Toilette.
  • Automatische Beleuchtungssysteme schalten das Licht ein, wenn jemand vorbeigeht.
  • Glänzende und spiegelnde Oberflächen sowie Schatten vermeiden - sie können als Wasser oder Fremde in der Wohnung wahrgenommen werden.
  • Unnötige Geräusche vermeiden, z.B. ständig laufendes Radio oder Fernsehgerät.
  • Stolperfallen beseitigen, z. B. Türschwellen, Kabel oder Teppiche und Matten können auch als Gegenstände, über die man steigen muss, erkannt werden, was die Sturzgefahr erhöht.
  • Unordnung vermeiden, z. B. herumliegende Gegenstände wie Stapel alter Zeitungen oder Schachteln wegräumen.
  • Barrieren wie Treppenstufen beseitigen, z. B. durch Treppenlifte oder Rampen; auf Manövrierfähigkeit mit Rollator oder Rollstuhl achten; evtl. Türen verbreitern.
  • Sicherheit im Bad erhöhen, z. B. durch eine bodengleiche Dusche, einen Duschsitz, Haltegriffe, Aufstehhilfen oder eine Toilettensitzerhöhung.
  • Kontrastierende Farben verwenden, z. B. für Möbel, damit sie sich von Wand und Boden abheben, oder für den Toilettensitz.
  • Vermeiden Sie störende Reflexionen, z. B. Spiegel - sie können für Menschen mit Demenz verwirrend sein, da sie manchmal ihr eigenes Spiegelbild nicht erkennen.
  • Verwenden Sie Etiketten und Schilder, z. B. an Geschirrschränken oder Türen, die mit Worten, Fotos oder Bildern versehen sind. Schränke mit Glastüren können hilfreich sein, da man sehen kann, was sich darin befindet.
  • Stellen Sie Informationen zur Orientierung bereit, z. B. durch eine große Uhr mit Digitalanzeige. Menschen mit Demenz können diese oft besser lesen als herkömmliche Zeigeruhren.

Wir danken Frau Dr. Birgit Dietz, Dipl. Ing. Architektin, Leiterin des Bayerischen Instituts für alters- und demenzsensible Architektur (Bamberg) für wichtige Hinweise und Anregungen zu diesem Abschnitt.

Vorschläge für Anpassungen außerhalb der Wohnung

  • Erleichtern Sie den Zugang zum Haus oder zur Wohnung, z. B. durch Handläufe an Treppen.
  • Sorgen Sie für einen ebenen Boden, um Ausrutschen und Stürze zu vermeiden.
  • Blumenbeete erhöhen, damit Menschen mit eingeschränkter Mobilität im Garten arbeiten können.
  • Sitzecken überdachen, um den Aufenthalt im Freien zu verlängern.
  • Automatische Beleuchtung installieren, die sich einschaltet, wenn jemand vorbei geht.

Technische Hilfen

Technische Hilfen sind Geräte oder Systeme, die Menschen mit Demenz helfen, ihre Selbständigkeit, Sicherheit und ihr Wohlbefinden zu erhalten oder zu verbessern. Es gibt zahlreiche technische Hilfen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen.

Die Ziele von technischen Hilfen sind:

  • Die Sicherheit innerhalb und außerhalb der Wohnung zu gewährleisten.
  • Selbständigkeit, Aktivität und Lebensqualität unterstützen.
  • Kommunikation und soziale Kontakte fördern.
  • Therapeutische Maßnahmen anwenden.
  • Menschen mit Demenz kognitiv zu fördern.
  • Für Unterhaltung sorgen.

Ziel

Gerät

Sicherheit innerhalb und außerhalb der Wohnung gewährleisten

  • Alarmeinrichtungen (z. B. Bett-Detektoren, berührungsempfindliche Matten, Sturz-Detektoren, Bewegungsmelder, physiologisches Monitoring).
  • Feuer-, Rauch-, Gas- und Wasserdetektoren.
  • Tür- und Fenstersensoren.
  • Elektronische Türschlösser.
  • Automatische Beleuchtungsanlagen.
  • Automatische Abschalteinrichtungen an Haushaltsgeräten.

Selbständigkeit, Aktivität und Lebensqualität unterstützen

  • Erinnerungshilfen.
  • Sprechende Gegenstände; Geräte zum Auffinden von Gegenständen.
  • Wecker, Kalender, Uhren.
  • Fernbedienungen.
  • Roboter.

Kommunikation und soziale Kontakte fördern

  • Vereinfachte Telefone, Smartphones, Telefon-Verstärker.
  • Tablet-Computer Anwendungen.

Therapeutische Maßnahmen anwenden

  •   Automatische Medikamentenspender.

Menschen mit Demenz kognitiv fit halten

  •  Kognitiv anregende Übungen.
  •  Fitness-Spiele.

Für Unterhaltung sorgen

  •  Computerspiele.
  •  Digitale Fotoalben.
  •  Künstliche Tiere (Paro).
  •  Vorlesegeräte.
  •  Soziale Roboter (Pepper).

Quellen und weiterführende Literatur

  • Brawley EC. Environmental design for Alzheimer's disease: A quality of life issue. Aging & Mental Health 5 suppl 1: 79-83, 2001
  • Marquard G, Viehweger A, (eds). Architecture for people with dementia. Planning principles, practices, and future challenges. Technical University of Dresden, 2014
  • Marquard G, Johnston D, Black BS, et al. A descriptive study of home modifications for people with dementia and barriers to implementation. J Hous Elderly 25: 258-273, 2011
  • Soril LJJ, Leggett LE, Lorenzetti DL, Silvius J, et al. Effective use of the built environment to manage behavioural and psychological symptoms of dementia: A systematic review. PLOS One 9: e115425, 2014
  • Woodbridge R, Sullivan MP, Harding E, et al. Use of the physical environment to support everyday activities for people with dementia: A systematic review. Dementia 17: 533-572, 2018